Abteilung I, Briefe

Dokumenttyp: Brief

Chronologie: Briefe von 1914 bis 1922

Absender/in: Jacoba van Heemskerck an Herwarth Walden

Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin, Handschriftenabteilung, Sturm-Archiv I, Heemskerck van Beest, Jacoba van, Bl.371


[371r]
Haag .
Lieber Herwarth.

Wir sind gut angekommen und sehr zufrieden über unseren Aufenthalt in Berlin es war so schön euch beiden wieder zusehen. Hoffentlich wird es jetzt nicht mehr so lange dauern bis wir zurückkommen, mit den Verkehrsschwierigkeiten sind wir froh jetzt zu hause zu sein. Du kannst auch nicht nach Stuttgart für dein Vortrag.1 Vom Reichskommissär 2 noch nichts erhalten. Ich bin so froh das der Sturm sich in diese Jahren so glänzend gehalten hat. Jetzt durchsetzen und die Gegner zeichen dass der Sturm immer an der Spitze bleiben wird, so schön dass ich jetzt alles selbst gesehen habe und davon fest überzeugt bin. Über die Ausstellung bei d’Audretsch habe ich schon aus Berlin Herrn Citroen geschrieben und kein Antwort bekommen. Bitte schreibst du ihm das er zu mir kommen soll und über die Zeichnungen alles verabreden. Vielleicht habe ich seine Adresse nicht richtig geschrieben. Ich habe einige fertig und es ist schön die jetzt hier ausstellen zu können.3 Wegen das einrahmen ist es jetzt die höchste Zeit. Dann habe ich vergessen dir für die neue Gemälde um Sturm Zettel4 zu bitten, So bitte schicke sie. Besprechung 5 Cohn Wiener empfangen. Sage Nell dass das Brot, die Butter und Marmelade sehr schön war. An der Grenze waren furchtbar viel Leute.

Herzlichste Grüssen für euch beiden und Dr Blümner auch von Marie deine JacobavanHeemskerck .

  1. In Folge des Krieges kam es 1919 zu Transportengpässen im Eisenbahnverkehr, sodass als Maßnahme der Personenverkehr mit Zustimmung des Preussischen Eisenbahnministeriums erheblich eingeschränkt wurde. Vgl. „4. Zur Beseitigung der Transportnot“, Kabinettssitzung vom 24. Oktober 1919, Nr. 86. In: „Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik” online, Das Kabinett Bauer, Bd. 1. Hg. für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften v. Karl Dietrich Erdmann u. für das Bundesarchiv v. Wolfgang Mommsen u. Hans Booms. URL: http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/01a/bau/bau1p/kap1_2/kap2_87/para3_3.html (Aufruf 31.08.2019). »
  2. In ihrem nachfolgenden Brief vom 16. November 1919 informiert van Heemskerck Walden, dass ihr das Reichskommissariat für Aus- und Einfuhrbewilligung, das Ernst Trendelenburg leitete, die Einfuhr ihrer Werke für die Dauer von zwei Monaten bewilligt hat. »
  3. Im Dezember 1919 fand im Kunstsalon „D’Audretsch“ in Den Haag eine STURM-Gesamtschau statt. Vgl. Enders, Rainer: Herwarth Walden und DER STURM. Ausstellungen außerhalb der Berliner Galerie (Aufruf 08.02.2019). »
  4. Der Begriff „Sturmzettel“ ist in der Literatur nicht belegt. Van Heemskerck spricht in ihrem Brief an Walden vom 16. Oktober 1914 davon, dass sie ihm mit Zetteln nummerierte Bilder schicken wolle: „die Bilder werde ich dann auch mit die Zettel vom Sturm nummerieren [...].“ In den folgenden Briefen ist dann von „Sturmzetteln“ die Rede. Es ist anzunehmen, dass „Sturmzettel“ Vorlagen des STURM-​Unternehmens zur Benennung und Nummerierung von Kunstwerken waren. »
  5. Cohn-Wiener, Ernst: Ausstellungsbesprechung zum Sturm. In: Der Cicerone 1919, XI, S. 707, https://doi.org/10.11588/diglit.21394.231. »

Zitierhinweis:
Lorenz, Anne: „Jacoba van Heemskerck an Herwarth Walden, 7. November 1919“, in: DER STURM. Digitale Quellenedition zur Geschichte der internationalen Avantgarde, erarbeitet und herausgegeben von Marjam Trautmann und Torsten Schrade. Mainz, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Version 1 vom 26. Aug. 2019.

URI:
https://sturm-edition.de/id/Q.01.19191107.JVH.01

Versionen:
https://sturm-edition.de/id/Q.01.19191107.JVH.01/1 (26. Aug. 2019)

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