Abteilung I, Briefe

Dokumenttyp: Feldpost

Chronologie: Briefe von 1914 bis 1922

Absender/in: Franz Marc an Herwarth Walden

Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin, Handschriftenabteilung, Sturm-Archiv I, Marc, Franz, Bl.196

Armeeabt. Galde / Divis. Fuchs U. Off. Marc 1. Ers. Abt. Schilling der 1. bayr. Feld-Art. Rgt. Leichte Mun. Kolonne

Herrn Herw. Walden Verlag Sturm Berlin W. 9. Potsdamerstr. 134/a


[196r]
Lieber Walden,

ich schrieb Ihnen schon einigemale, – es scheint nicht alles anzukommen. Dank herzlich für Ihre Bemühungen, daß wieder ein Holzschnitt verkauft ist. Die Hoffnung auf den Verkauf der Bilder hab ich schon still begraben, es ist eine böse Zeit. Ich leb so fern von allem, in Distanz vom Alltag, die mir u. meinem Denken wohl thut. Ich schreibe u. arbeite in jeder freien Stunde, es wird nach dem Krieg wohl ein Buch geben, das nicht übersehen werden kann, – oder es müsste schon sehr schlimm mit Deutschland bestellt sein. Ich teile Ihren Pessimismus, den Sie m. Frau gegenüber ausdrückten, nicht. Man muß nur nicht auf die Menge sehen, die immer stumm u. stumpf bleibt; aber der Krieg wird Geister wecken, – es ist physioligisch schon nicht andres denkbar. Es reizt und spornt das Denken wahnsinnig.

Mit herzl. Gruß Ihnen beiden Ihr FrM.

Zitierhinweis:
Trautmann, Marjam: „Franz Marc an Herwarth Walden, 16. Januar 1915“, in: DER STURM. Digitale Quellenedition zur Geschichte der internationalen Avantgarde, erarbeitet und herausgegeben von Marjam Trautmann und Torsten Schrade. Mainz, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Version 2 vom 25. Jul. 2019.

URI:
https://sturm-edition.de/id/Q.01.19150116.FMA.01

Versionen:
https://sturm-edition.de/id/Q.01.19150116.FMA.01/2 (25. Jul. 2019)
https://sturm-edition.de/id/Q.01.19150116.FMA.01/1 (16. Jul. 2018)

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